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APR 22

Zweifelst Du noch oder geniesst Du schon?


Ich bin mir sicher, jede*r von uns kennt sie, diese nagenden, manchmal schon quälenden Zweifel, die sich ganz klamm und heimlich in unseren Alltag schleichen. Habe ich genügend Zeit für meinen Hund? Wie oft darf ich ohne meinen Hund etwas unternehmen? Bin ich meinem Hund überhaupt gewachsen? Hätte er es vielleicht woanders besser als bei mir? Allenfalls kommt Dir der ein oder andere Zweifel bekannt vor.

Grundsätzliches

Wann zweifeln wir?

Im Allgemeinen kommen Zweifel häufig vor, für uns wichtigen, Entscheidungen (Woher weiss ich, dass ein Leben mit Hund für mich das richtige ist?). Nach einer getroffenen Entscheidung (Habe ich mich für den richtigen Hund entschieden?) oder auch bei Herausforderungen, die ein Gefühl der Überforderung mit sich bringen (Ich fühle mich bei Hundebegegnungen überfordert und zweifle im schlimmsten Fall meine Kompetenz im Umgang mit meinem Hund an.) Wie Du mit solchen Zweifeln umgehen kannst, darauf kommen wir gleich zurück.

Doch vorher möchte ich noch einen etwas anderen Blick auf eben diese werfen. Denn wie immer gibt es nicht nur Schwarz oder Weiss.

Die positive Seite

Sie fühlen sich im ersten Moment eigentlich immer unangenehm an. Lassen Dich hin- und hergerissen fühlen. Sie machen Dich traurig oder im schlimmsten Fall sogar Angst. Aber wie bei allem haben auch Zweifel ihre Berechtigung und tatsächlich auch ihre guten Seiten. Kritische Gedanken lassen Dich Sachverhalte und auch Dein eigenes Handeln hinterfragen. Stell Dir vor, Du wärst Dir bei allem was Du tust, zu 100% sicher. Würdest Du Dein Tun dann jemals reflektieren? Würdest Du Dich weiterentwickeln? Oder würdest Du Neues lernen wollen? Wärst Du noch offen, die Meinungen und Sichtweisen anderer anzuhören? Ich befürchte nicht.

René Borbonus hat in einer Rede einen ganz wundervollen Satz gesagt: «Wer noch grün ist, kann wachsen. Wer schon reif ist, beginnt zu faulen!». Also – auch wenn sie häufig unangenehm sind – bleib offen für Deine Zweifel. Und damit auch dafür, neue Perspektiven zu entdecken. Dich weiterzuentwickeln. Und Dich und Deinen Hund mit jeder Unsicherheit doch wieder ein Stück besser kennenzulernen.

Ganz konkrete Zweifel

Im Folgenden möchte ich mit Dir drei Zweifel genauer betrachten, die mir von Hundehalterinnen zugetragen worden sind. Vielleicht kennst Du davon ja auch den ein oder anderen Gedankengang.

Zweifel 1

Mein Hund nimmt mich auf dem Spaziergang nicht wahr. Bin ich nicht hart genug? Muss ich vielleicht doch etwas mehr durchgreifen?

Wenn Dein Hund auf eurem gemeinsamen Spaziergang so alles mögliche im Kopf hat, nur nicht mit Dir etwas gemeinsam zu machen, dann hat das nichts mit fehlendem Respekt von Seiten Deines Hundes zu tun. Du musst Dir keine Sorgen machen, dass etwas mit der Rangfolge nicht stimmt. Und Du musst Deinem Hund auch ganz gewiss nicht zeigen, wer die «Hosen» an hat.

Deine Zweifel sind in diesem Fall gut, weil Du merkst, dass etwas nicht so läuft, wie Du es Dir wünschst. Nimm sie also an die Hand und wandle diese in Wissbegier um.

Beobachte Deinen Hund und schaue, was er macht, wenn er nicht ansprechbar ist. Schnüffelt er viel? Möchte er vielleicht schneller laufen? Oder ist er überdreht? Und dann überlege Dir, wie Du Deinem Hund eine Freude machen kannst, in dem Du seine Bedürfnisse aufgreifst. Er hat die Nase ständig am Boden? Dann mache auf dem nächsten Spaziergang ein Suchspiel mit Deinem Hund. Je häufiger Du spannende Dinge mit ihm machst, desto häufiger wird er Dir seine Aufmerksamkeit schenken können.

Wichtig: schaue in diesem Kontext bitte immer – was interessiert Deinen Hund. Dabei geht es nicht darum, was Du glaubst, was für ihn interessant wäre.

Zweifel 2

Mein Alltag ist ziemlich stressig. Ich habe das Gefühl, dass mein Hund häufig zu kurz kommt.

Gerade in stressigen Zeiten kann es tatsächlich passieren, dass der Hund etwas untergeht. Meine Tipps: feste Zeiten für den Hund einplanen. Und diese Zeit gehört dann wirklich nur Dir und Deinem Hund. Am besten schaltest Du für euren gemeinsamen Spaziergang das Handy aus, und überlegst Dir, welche Strecke Du gut in dem Zeitraum schaffst, den Du Dir vorgenommen hast.

Schau auch hier wieder – was macht Dein Hund super gerne? Ist er eher von der gemütlichen Sorte? Dann wähle eine etwas kürzere Strecke, aber gib ihm genügend Zeit, zu schnüffeln und seinem Hobby zu frönen. Wenn Du die Kraft und Lust hast, mache doch kurze spannende Übungen oder Spiele mit ihm.

Du hast eine Sportskanone? Wie wäre es mit einer gemeinsamen Joggingrunde?

Denn gerade wenn die Zeit mit dem Hund sehr begrenzt ist – ist es umso wichtiger wahre Qualitätszeiten einzurichten und dabei den Spass in den Fokus zu setzen.

Schaue auch hier gerne einmal in meinen Artikel «Habe ich genügend Zeit für meinen Hund» rein. Dort findest Du noch mehr Tipps rund ums Thema.

Übrigens – stressige Zeiten bedeuten häufig auch, dass wir uns selbst vergessen. So wie Du Deinem Hund feste Zeiten einräumst, solltest Du das auch für Dich tun. Gerade dann, wenn Du denkst, dafür habe ich keine Zeit!

Kennst Du schon den kostenlosen Wochenplaner? Einfach herunterladen und direkt die ersten Dates mit Dir und Deinem Hund eintragen.

Zweifel 3

Ich habe mich für einen Hund entschieden. Nun habe ich das Gefühl, dass ich völlig überfordert bin. War es die richtige Entscheidung?

Selbstzweifel zu Beginn des Zusammenlebens sind völlig normal, schliesslich verändert sich das Leben mit einem Hund ganz gewaltig. Und tatsächlich gibt es sogar einen Begriff für dieses Gefühl: den Welpenblues. Und der kann nicht nur Welpenbesitzer überfallen, sondern auch Menschen, die einen Hund aus dem Tierschutz bei sich aufnehmen. Ich kann da aus eigener Erfahrung sprechen.

Bevor Raya zu mir kam, habe ich Bücher verschlungen, Hundeschulen herausgesucht und war hoch motiviert. Bis sie dann da war. Nach etwa zwei Wochen kamen sie – und zwar so richtig – die Zweifel. War es Fehler, einen Tierschutzhund zu mir zu nehmen, der hier doch völlig überfordert war? Und ich, als Ersthundehalterin, die doch so absolut keine Ahnung hatte, sollte sie jetzt unterstützen? Ich bekam (gutgemeinte) Tipps von allen Seiten. Doch sie machten nur eines – mich noch unsicherer. Weil jeder Tipp gefühlt das Gegenteil des vorherigen Tipps war.

Häufig werden übrigens Menschen vom Welpenblues befallen, die sich eben im Vorfeld viel informieren und möglichst keine Fehler machen wollen.

Mein Tipp lautet hier also: Du gibst Dein Bestes, da bin ich mir sicher. Versuche den Druck rauszunehmen. Wenn Du Dinge hast, die Dich wirklich überfordern, dann suche Dir eine Hundeschule, die gut zu euch passt.

Und das Wichtigste – Zeit. Gib euch beiden Zeit. Das hat auch Raya und mir geholfen. Ihr seid gerade erst dabei, euch kennenzulernen.

Und sehr wahrscheinlich bist auch Du gerade dabei, Dich selbst wieder neu zu finden. Denn das ist ein ganz wundervoller Aspekt im Zusammenleben mit einem Hund – man entdeckt an sich selbst ganz neue Seiten.




Umgang mit Zweifeln

Zum Abschluss möchte ich Dir noch 3 Tipps mit auf den Weg geben, wie Du gesund mit Zweifeln umgehen kannst:

Sprich mit Dir wie mit einem guten Freund.

«Ich glaube, Du kannst das nicht!» Würdest Du eine solche Aussage zu einer Freundin oder einem Freund sagen? Oder würdest Du eher sagen: «Mit etwas Übung schaffst Du das sicherlich. Und falls Du irgendwie Hilfe brauchst, dann bin ich gerne für Dich da.»

Wir haben die Tendenz mit uns selbst sehr streng und unfreundlich zu reden. Sätze wie «Ich glaub, ich kann das einfach nicht!», «Ich schaff das nicht!», oder «Ich bin nicht stark genug», kennst Du sicherlich auch. Falls Dir ein solcher Gedanke das nächste Mal durch den Kopf geht, verurteile Dich nicht selbst. Sei Dir selbst Deine beste Freundin. Suche aufbauende Worte «Ich schaffe es NOCH nicht. Aber wenn ich etwas übe, dann wird das schon werden» oder «Ich fühle mich gerade der Situation nicht gewachsen. Aber das ist okay. Was kann ich tuen, damit ich mich das nächste Mal besser fühle?”

Und noch etwas wichtiges: Verurteile Dich nicht dafür, falls Du doch wieder unfreundlich zu Dir bist. Diese Gedanken sind über Jahre in Dir gewachsen. Es ist normal, dass man in alte Gedankenmuster verfällt. Es ist doch schon ein riesiger Schritt, wenn Dir Deine Gedanken bewusst werden.

Falls Du noch mehr über den Umgang mit Zweifeln und Vorwürfen erfahren möchtest, kann ich Dir den Artikel «Du und Dein Hund – ihr seid genau richtig» in meinem Magazin ans Herz legen.

Lass Zweifel zu.

Zweifel können einem das unangenehme Gefühl der Unsicherheit geben. Du könntest sie einfach übergehen. Doch – nur, weil Du sie nicht annimmst, sind sie ja nicht aus der Welt geschafft. Deswegen: stell Dich Deinen Zweifeln. Hast Du Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen? Befürchtest Du, nicht gut genug zu sein? Egal was es ist – versuche Deinen Zweifeln konstruktiv zu begegnen und sie zu hinterfragen. Wovor genau hast Du Angst? Und wie bzw. womit könntest Du Dir diese nehmen? Mach Dir gerne einen Zettel auf den Du Deine Zweifel aufschreibst und suche passende Lösungsvorschläge. Dadurch nimmst Du ihnen häufig schon die Kraft.

Glaub an Dich – und an Deinen Hund.

Das Wichtigste ist jedoch: Lass Dich von Deinen Zweifeln nicht lähmen. Bleib kritisch. Aber verliere nicht den Glauben an Dein Bauchgefühl, an Dich und Dein Können und natürlich den Glauben an Deinen Hund. Denn wenn Du tief im Inneren weisst, dass ihr bisher alle Herausforderungen gemeinsam gemeistert habt, dann werfen Dich aufkommende Zweifel nicht direkt aus der Bahn. Sie bringen Dich zum Nachdenken, reflektieren und lassen Dich Entscheidungen treffen. Im Wissen, dass ihr beide das irgendwie schafft! So wie die Herausforderungen davor auch.

Mit diesem Wissen kann man das Zusammenleben doch gleich viel mehr geniessen. Und das solltest Du nun tun. Die Zeit mit Deinem Hund geniessen. Denn sie ist viel zu wertvoll, um ständig an uns oder dem Hund zu zweifeln.