Wir sind in den Ferien vom 15.04.24 – 28.04.24

MAI 21

Über die Vorstellung anderer, wie Du Deinen Hund zu erziehen hast!


Wenn man als Hundehalterin mit seinem Hund durch die Wiesen und Wälder streift, kommt man früher oder später in die Situation, dass man ungefragt Tipps von anderen Hundehalter*innen bekommt.

Bei Raya sind es regelmässig Empfehlungen, wie «Die muss lernen, mit anderen Hunden auszukommen.« oder «Es ist schlecht, wenn Dein Hund keine Sozialkontakte hat.«

Von anderen Frauchen weiss ich, dass sie Sprüche wie «Das ist aber eine Rasse, die gut ausgelastet werden muss. Da reichen 2 Stunden spazieren gehen nicht aus!« zu «Sie dürfen ihren Hund niemals trösten, wenn er Angst hat!« zu hören bekommen.

Zurück bleibt bei einem selbst das ungute Gefühl der Selbstzweifel: Hat Der- oder Diejenige recht? Ist es für meinen Hund tatsächlich schlecht, wenn ich ihm Schutz biete, obwohl er sich vor etwas fürchtet?

Ich möchte auf diese Aussage gar nicht fachlich eingehen. Mir geht es vielmehr darum, diesen vermeintlichen Tipps den Wind aus den Segeln zunehmen. Tipps, die eigentlich keine Hilfestellungen, sondern Verallgemeinerungen sind. Ratschläge, die nur schwarz und weiss, also richtig oder falsch kennen. Ohne dabei auf die beiden Individuen, also Dich und Deinen Hund, einzugehen.

Tipps sind gleich Tipps – oder doch nicht?

Für mich persönlich gibt es einen riesigen Unterschied zwischen wirklichen Tipps, die mich im Zusammenleben mit dem Hund (oder auch mich alleine) weiterbringen. Oder solchen, die ein ungutes Gefühl in der Bauchgegend hinterlassen. Die, die dieses schlechte Gefühl auslösen, sind solche, die nicht zu meinem Hund und mir passen. Im blödesten Falle setzt man sie trotzdem um, weil man das eben so macht. Ich bin mir sicher – Du kennst die Situation.

Wie entlarvst Du nun also wenig hilfreiche Tipps?

Verallgemeinernde Tipps kannst Du recht schnell an ein paar Merkmalen ausfindig machen. Häufig kommen Worte vor, wie «nie«, «immer«, «jeder«, «alle«, «nichts«, «keiner« oder auch «falsch«, «richtig«, «gut« und «schlecht«. Es sind also häufig Extreme: «Du darfst Deinem Hund NICHTS durchgehen lassen«, «JEDER Hund muss lernen, auf seinem Körbchen zu warten, bis das Essen freigegeben wird.«.

Das gefährliche an solchen Tipps ist, dass nicht mehr die Situation und Du und Dein Hund im Fokus stehen, sondern eine «Regel«. Die hat aber nichts mit euch zu tun. Was für den einen Hund in Ordnung ist, kann für einen anderen verstörend oder furchteinflössend sein. Und so passiert es, dass man krampfhaft an einem Tipp festhält – man möchte es ja richtig machen – ohne zu realisieren, dass man weder dem eigenen Hund noch sich selbst damit gerecht wird. Das wiederum kann zu weiterem Stress, Frust oder auch Traurigkeit führen. Du fühlst Dich schlecht, weil Du davon ausgehst, dass das, was Du erzählt bekommen hast, die Wahrheit ist. Schliesslich ist das ja bei JEDEM Hund so.

Hilfreiche Tipps

Hilfreiche und unterstützende Tipps, sind die, die auf Euch als Team eingehen. Sie stellen nichts als die einzige Wahrheit dar und haben – gerade im Hundetraining – tatsächlich auch viel mit ausprobieren zu tun. Es wird geschaut, was für Bedürfnisse gibt es auf Seiten des Hundes und welche auf Deiner Seite? Bellt Dein Hund andere Hunde an, weil er zu ihnen hin möchte? Oder hätte er doch lieber Abstand und tut dies lautstark kund? Erst, wenn alle Aspekte bekannt sind, können dann auch wirklich hilfreiche Tipps gegeben werden.

Was kannst Du nun also für Deinen Alltag mitnehmen?

🤔 Hinterfrage Tipps, die Du mal eben schnell von anderen erhältst. 🤔

• Passen sie zu deiner Wertvorstellung und zu der Vorstellung, wie Du Dir das Zusammenleben mit Deinem Hund wünschst?

• Hat derjenige genügend Einblicke in euer Zusammenleben, um sich ein umfassendes Bild zu machen?

• Kennt er Dich und Deinen Hund wirklich?

• Hat er gesundheitliche Aspekte mit in Betracht gezogen?

Ich denke, Du verstehst, worauf ich hinaus will.


💭 Hinterfrage regelmässig auch Deine Gedanken. 💭

Stimmt es, wenn Dir Deine Stimme im Kopf ständig sagt: «Das schaffen wir NIE«, oder «Mein Hund gehört der Rasse XY an. ALLE Hunde dieser Rasse sind besonders dickköpfig, stur und eigenständig. Die kann man gar nicht erziehen.« Häufig verfällt man durch solche Gedanken in eine passive Opferrolle und nimmt sich in gewissem Masse selbst aus der Verantwortung. Auch das bringt wieder schlechte Gefühle mit sich.

Wäre es da nicht viel schöner, sich professionelle Hilfe zu holen und aktiv etwas gegen die Dinge zu unternehmen, die Dich oder Deinen Hund stören?


💪🏻Stärke Dich mit Wissen und Werkzeugen 💪🏻

Besonders häufig suchen wir nach Tipps, wenn wir uns in einer Situation überfordert und hilflos fühlen. Wenn Du Dir von einem Hundetrainer Werkzeuge an die Hand geben lässt, wie Du in solchen Situationen reagieren kannst, mit denen Du und Dein Hund sich wohlfühlen, hast Du einen riesigen Schritt geschafft. Diese «Tipps« stärken Dich und das Gefühl der Hilflosigkeit wird von Mal zu mal schwächer. Das wiederum macht stark gegen Selbstzweifel – und gegen ungefragte Tipps.

Zum Schluss – Höre auf Dein Bauchgefühl

Du kennst Dich und Deinen Hund am Besten. Wenn Dir etwas widerstrebt, dann spreche es bei Deinem Trainer an. Wechsel zur Not die Hundeschule, wenn Du schon seit längerem kein gutes Bauchgefühl hast. Denn – auch wenn es sich um Fachpersonen handelt, heisst es nicht, dass es für Dich und Deinen Hund das Richtige ist. Und ein(e) gute(r) Trainer*in wird mit Dir sicherlich eine, für euch passende, Lösung erarbeiten.



Das Wichtigste

Die Freude am Zusammenleben mit dem Hund nicht zu verlieren. Denn vor lauter Training und Fokus auf die Probleme vergessen wir manchmal die Zeit mit unserem Hund einfach zu geniessen!