Wir sind in den Ferien vom 15.04.24 – 28.04.24

JUL 21

Wie sich das Leben mit Hund verändert


Das Leben mit dem eigenen Hund wird viel verändern. Das war mir damals klar. Aber dass es dann doch so unglaublich viel verändert, hätte ich nie gedacht.

Hast Du Dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, was sich bei Dir alles gewandelt hat, seit dem Du einen Hund hast? Oder bist Du gerade in der Entscheidungsphase, ob Du einem Hund ein Zuhause schenken möchtest? Und möchtest nun wissen, was Da auf Dich zukommt? Ich kann Dir sagen, es ist so viel mehr als man glaubt.

Wie sich der Alltag verändert

Fangen wir mit dem Offensichtlichen an: Als Hundehalterin ist man viel mehr draussen in der Natur. Und das auch, wenn andere eingekuschelt auf der Couch liegen, weil es draussen mal wieder ziemlich eklig ist. Aber: Man fühlt sich so richtig, richtig gut, wenn man nach einem ungemütlichen Spaziergang nach Hause kommt.

Überraschende Erkenntnis
Es ist gar nicht immer der Hund, der bei Regen laufen gehen möchte. Nein, viel häufiger sind wir es, als Hundehalterinnen, die den vorwurfsvoll schauenden Hund durch den Regen schleifen. Weil uns sonst das schlechte Gewissen plagt, dass der Hund nicht genügend Bewegung bekommen würde.


Ausserdem sieht man die Umgebung plötzlich mit ganz anderen Augen. Man entdeckt Wälder, Wiesen und Wege, die einem vorher nicht aufgefallen sind. Und betrachtet Kleinigkeiten auf einmal aus einem ganz anderen Blickwinkel.

Überraschende Erkenntnis
Man sieht viel mehr Details, weil ein Spaziergang mit dem Hund zu einem grossen Teil aus Stehen besteht. Gerade, wenn man mit einem Hund unterwegs ist, der es liebt zu Schnüffeln. Es gibt also tatsächlich das Spazier-Stehen statt Spazier-gehen.


Im Gegenzug dazu kann es passieren, dass man viel häufiger Zuhause ist. Ausflüge ohne Hund machen – mal wieder – ein schlechtes Gewissen. Schliesslich will man den Hund nicht zu oft und zu lange alleine lassen. Stattdessen zieht man die gemeinsame Zeit mit dem Hund zu Hause auf dem Sofa vor. Oder eben den Spaziergang in der Natur.

Überraschende Erkenntnis
Für mich etwas, was ich damals total unterschätzt habe: Das schlechte Gewissen, wenn ich etwas ohne den Hund machen möchte. Dazu gleich noch mehr.


Das hat zwangsläufig auch zur Folge, dass sich der Freundeskreis wandelt. Plötzlich lernt man durch die Spaziergänge, Hundekurse oder Hundeschule viel mehr Leute mit Hund kennen. Und dementsprechend Menschen, die auch lieber etwas mit als ohne Hund machen.

Überraschende Erkenntnis
Der Freundeskreis wandelt sich tatsächlich zu einem gewissen Grad. Manche Themen kann man einfach besser mit Menschen besprechen, die die gleiche unbeschreibliche Liebe zu ihrem Vierbeiner verspüren, wie man selbst. Und über so spannende Themen wie Kotkonsistenz, Futtermittelunverträglichkeiten und die richtigen Erziehungsmethoden philosophieren.


Womit wir allerdings beim nächsten Punkt wären: die richtige Erziehungsmethode. Ich war zu Anfang recht naiv und habe gedacht, dass Hundemenschen eben Hundemenschen sind. Das man auf einer Wellenlänge ist. Gemeinsam an einem Strang zieht. Die gleichen Interessen hat. Aber – weit gefehlt. Es gibt Hundesportler, Dickköpfe, Besserwisser, Wattebauschwerfer, Pragmatiker, Tut-nixe, Proppeller-Herrchen und -Frauchen uvm.

Überraschende Erkenntnis
Das Menschenbild verändert sich. Leider gibt es in der Hundeszene ein starkes Gegeneinander, 1000 verschiedene Erziehungsmethoden – und natürlich ist immer die eigens propagierte die Richtige. Gerade das fand ich zu Beginn viel schwerer als gedacht. Ich musste lernen, auf mein Bauchgefühl zu hören, auch wenn «Experten» etwas anderes erzählten. Mir persönlich war es wichtig, dass es Raya und mir gut ging. Ich wollte ein Zusammenleben auf Augenhöhe.

Ich habe also gelernt, dass ein Experte nicht immer ein Experte ist. Und das eben ein Hundemensch nicht unbedingt ein Hundemensch ist. Das Vorwürfe gemacht werden, das ungefragt Ratschläge gegeben werden. Das keine Rücksicht genommen wird. Das alles hätte ich in dem Umfang nicht erwartet. Aber – das ist der Alltag, mit dem man konfrontiert wird. Ein Alltag, der etwas mit einem macht. Manchmal wütend. Manchmal traurig. Und manchmal überrumpeln einen Selbstzweifel. Doch was bleibt ist die Hoffnung, dass es doch ein schönes Miteinander gibt. Denn auch das ist Alltag.

Plötzlich kann es Begegnungen geben bei denen Alter, Geschlecht oder ein anderes Lebenskonzept keine Rolle mehr spielen, weil «Hundeliebe doch verbindet».

(Danke an Jenny von«Tuula Pfotenliebe» für diesen schönen Gedankengang).

Wie man sich durch den Hund selbst besser kennenlernt

Etwas, woran ich zu Beginn im Zusammenleben mit Raya überhaupt nicht gedacht habe: Man lernt sich selbst noch einmal von einer ganz anderen Seite kennen. Als Hundehalterin wird man mit Verhalten des Hundes konfrontiert. Und dann eben mit dem eigenen Verhalten auf das Verhalten des Hundes. Plötzlich habe ich gemerkt, wie ungeduldig ich doch eigentlich war. Und wieviel Druck ich (unbewusst) auf Raya ausgeübt habe, weil mir die Meinung Aussenstehender doch nicht so egal war, wie ich mir immer einredete.

Überraschende Erkenntnis
Der Hund zeigt einem ungeschönt eigene Schwächen, aber auch Stärken auf. Bei einer kleinen Umfrage auf Instagram kam heraus, dass viele Hundehalterinnen durch ihren Hund geduldiger und empathischer geworden sind. Ihr Hund hat somit sogar zu neuen Stärken verholfen.

Phasenweise können auch Selbstzweifel und Versagensängste ein grosses persönliches Thema sein. Sie kommen meiner Erfahrung häufig dann auf, wenn Überforderung oder Unsicherheit mit im Spiel sind. Wenn es gerade nicht so läuft, wie man es sich eigentlich vorgestellt hat. Wenn der Hund ein Verhalten zeigt, mit dem man überfordert ist. Wenn Vorstellung und Realität nicht übereinstimmen. Das Gute ist – es ist ganz normal und Ängste bzw. Zweifel können uns auch weiterbringen.

Glücks-Tipp
Wenn Du das nächste Mal verzweifelt bist stelle Dir folgende Frage:

Kann ich etwas an der Situation ändern? Und falls ja, was? Zum Beispiel Hilfe von einem Trainer holen. Mit Freunden drüber sprechen und nach Lösungen suchen. Die Situation verändern. Oder – wenn man wirklich gar nichts ändern kann – kannst Du Deine Einstellung ändern? Je mehr Du aus der «Opferrolle» heraus kommst und selbst nach Lösungswegen suchst und ins Handeln kommst, desto weniger verlierst Du Dich in Trauer, Wut oder Angst.

Sprich gerne auch mit anderen Hundehalterinnen, denen Du vertraust, über Deine Ängste und Zweifel. Häufig hilft es, belastende Gedanken zu teilen und sich von anderen verstanden zu fühlen.

Kleine Übung
Erinnere Dich an eine Situation, die für Dich und Deinen Hund zu Beginn herausfordernd war, die ihr aber mittlerweile gelöst habt. Überlege Dir dann, wie Du sie gelöst hast. Hast Du Dir Hilfe geholt? Oder hast Du es sogar alleine lösen können? Was hast Du daraus gelernt? Und seid Du und Dein Hund vielleicht sogar durch diese Herausforderung ein Stück näher zusammengerückt? Rufe Dir genau diese Situation gerne auch in akuten Zweifelphasen vor Augen. Es ist normal zu zweifeln. Aber Du wirst es auch dieses Mal schaffen – so wie die anderen Male zuvor!

Die Zeit ohne Hund

Natürlich kann die Zeit mit Hund zu Herausforderungen führen. Aber die Zeit ohne Hund auch? Wie das denn? Ganz einfach. Indem sich das schlechte Gewissen jedes Mal meldet, wenn man etwas ohne Hund unternimmt.

Ein Urlaub ohne Hund? Unvorstellbar. Oder doch nicht? Den Hund mit ins Restaurant nehmen. Na klar! Oder vielleicht doch eher zu Hause lassen?!

Diese Gedankengänge kennen sicherlich vermehrt Frauchen von Hunden, die nicht ganz so leicht mit ihrer Umwelt klarkommen. Ängstliche, unruhige oder sensible Hunde. Denn für sie können zu viele Umwelteinflüsse puren Stress bedeuten. Und wenn der Hund gestresst ist, ist man häufig als Frauchen (meist ungewollt) auch gestresst. Auch ich kann mit Raya davon ein Lied singen. Und ich wiege mittlerweile ab, was für uns beide besser bist.

Ich gebe zu: Ich lasse sie häufig lieber alleine zu Hause, als sie irgendwelchen zu stressigen Situationen auszusetzen. Mir geht es damit gut, weil ich weiss, dass es ihr zu Hause gut geht. Und dass sie sich dort wirklich wohl fühlt.

Wichtig
Wichtig: Natürlich gelten all diese Tipps nur, wenn Dein Hund wirklich entspannt zu Hause bleiben kann. Sonst bedeutet das Alleine-zu-Hause-bleiben mehr Stress als Entspannung!

Und trotz all dieser Herausforderungen, ist das Leben mit Hund einfach unbezahlbar. Wundervoll. Stärkend. Und Entspannend. Und ich würde es um kein Geld der Welt missen wollen.