Wir sind in den Ferien vom 15.04.24 – 28.04.24

MRZ 22

Ein entspannter Frühlings-
Spaziergang (trotz Leine)


Der Frühling kommt in grossen Schritten. Die Temperaturen werden wärmer und das Vogelgezwitscher lauter. Frühling bedeutet aber auch, dass die Brut- und Setzzeit beginnt und Dein Hund an die Leine gehört.

Nun kann es sein, dass die Leinenpflicht bei Dir Zweifel auslöst, ob Dein Hund genügend Auslauf bekommt. Vielleicht hast Du auch Angst, dass er ständig an der Leine zieht? Oder befürchtest Du, dass gemeinsame Spiele nun nicht mehr so richtig möglich sind? Falls das der Fall ist, möchte ich Dir ein paar Tipps mit auf den Weg geben, wie Du trotz Leine einen entspannten und lustigen Spaziergang mit Deinem Hund erleben kannst.



Die Leine

Fluch oder Segen?

Natürlich dient die Leine häufig der Sicherheit. Und doch hat sie oft eher einen strafenden Charakter. Der Hund hört nicht – also kommt er an die Leine. Der Hund zieht an ihr – es folgt leider immer noch häufig ein Leinenruck. Der Hund möchte irgendwo schnuppern, stattdessen wird er an der Leine weitergezogen. Sie wird also eingesetzt, um (für den Menschen) störendes Verhalten zu unterbinden.

Doch wieso die Leine nicht als nettes Hilfsmittel ansehen? Als eine Verbindung zwischen Dir und Deinem Hund. Damit dieser Wechsel gelingt, habe ich ein paar Tipps für Dich:

Verabschiede Dich von zu kurzen Leinen

Auf unseren täglichen Waldspaziergängen gehe ich mit Raya eigentlich nur noch mit einer 5 Meter Leine aus dem Haus. 5 Meter sind für uns beide perfekt. Denn sie geben ihr genügend Raum zu schnuppern, oder auch einmal schneller oder langsamer als ich zu laufen, ohne dass die Leine sich spannt. Trotzdem habe ich als Hundehalterin nicht so viel Leine in der Hand, dass ich damit nicht mehr umgehen kann und sich ständig alles verknotet.

Sind wir in bewohnteren Gegenden unterwegs kommt die 3 Meter-Leine dran. Auch das gibt ihr noch genügend Spielraum sich frei zu bewegen. Das Gute an langen Leinen – kürzer nehmen – in Momenten, in denen es notwendig ist, geht immer. Eine kurze Leine länger machen wird hingegen eher schwierig.

Für die Brut- und Setzzeit, aber auch für jagende Hunde oder pubertierende Fellnasen, eigenen sich ganz besonders Schleppleinen. Schleppleinen zeichnen sich dadurch aus, dass sie keinerlei Schlaufen oder Ringe haben, an denen der Hund irgendwo hängen bleiben kann. Sie sind meist zwischen 5-20 Meter lang, bestehen aus leichtem Material und der Hund «schleppt» die Leine einfach hinter sich her. Hiermit ermöglichst Du Deinem Hund also einen besonders grossen Bewegungsradius.

Achtung: Bitte befestige alle Leinen, die länger als 3 Meter sind, nur an einem gut sitzenden Brustgeschirr. Lange Leinen an einem Halsband zu befestigen kann im schlimmsten Fall zu schweren Verletzungen Deines Hundes führen.

Das Anleinen

Führe ein Signal ein, um Deinen Hund anzuleinen

Eins meiner Lieblingssignale im Alltag. So unscheinbar und doch richtig, richtig wertvoll. Bevor ich Raya an die Leine nehme sag ich schlicht und einfach «Leine». Erst dann, wenn sie wirklich ruhig steht, leine ich sie an. Der Vorteil: Sie kann sich darauf einstellen, dass ich sie anfassen werde. Und sie kann mir sagen, wann sie bereit dazu ist, nämlich dann, wenn sie ruhig steht. Mittlerweile kommt sie tatsächlich schon freudig zu mir gelaufen, wenn ich «Leine» rufe.

Das gleiche gilt übrigens auch fürs Ableinen. Auch hier kannst Du Deinem Hund Dein Verhalten wieder ankündigen. Nimm ruhig das gleiche Signal. Wenn der Hund ruhig vor Dir steht, kannst Du die Leine abmachen. Reagiert er nicht auf Dein Signal (wenn er es denn schon kennt) oder ist er zu hibbelig, um sich auf Dich zu konzentrieren ist das praktischerweise ein Hinweis darauf, dass Dein Hund gerade ziemlich aufgeregt ist. In dem Zustand ist das Ableinen vielleicht nicht so eine gute Idee. Gehe dann lieber noch ein paar Schritte mit ihm, bis Du das Gefühl hast, dass er wieder ansprechbar ist.

Rufe Deinen Hund freudig zu Dir zurück, wenn er an die Leine kommt.

Eine sehr gute Freundin und Trainerkollegin von mir – Bea Müller – macht es mittlerweile so, dass sie freudig sagt: «Hey super – du darfst jetzt ein bisschen an die Leine und wir gehen gemeinsam ein kleines Stückchen.» Oder auch «Du bist jetzt sicher». Denn für Bea bedeutet das Anleinen auch Schutz. Die Leine kann nicht nur physisch, sondern auch mental, Sicherheit geben. 

Sowohl für Deinen Hund, als auch für Dich selbst, macht die Einstellung und Art und Weise, wie Du Deinen Hund an die Leine nimmst einen riesigen Unterschied. Achte also das nächste Mal darauf, wie Du es handhabst: Bist Du freudig oder eher verärgert? Siehst Du das Anleinen als Strafe? Oder als Unterstützung?

Leine Deinen Hund zwischen durch einfach so an.

Häufig passiert es, dass man den Hund erst dann anleint, wenn ein anderer Hund kommt oder ein sonstiger Auslöser erscheint. Dann kann es passieren, dass Dein Hund dies gelernt hat und erst eimal neugierig schaut, weshalb Du ihn zurück rufst. So kann es in unter Umständen sogar soweit gehen, dass Dein Hund das Anleinen mit Erregung verknüpft hat. Um dies zu vermeiden, leine ihn zwischen durch immer mal wieder an. Mache spannende Dinge mit ihm und zeige Deinem Hund, dass es auch an der Leine schön ist.

Spass trotz Leine

Wie wäre es mit ein paar Leinen-Spielen?

Spielen an der Leine? Wie soll das denn funktionieren? Hier habe ich ein paar Ideen für Dich:

Verstecke ein Spielzeug. Dafür lasse ihn kurz warten (wenn er das schon gelernt hat) und schicke ihn darauf hin das Spielzeug suchen. Du hast ihn dabei an der Leine und die Leine so kurz, dass sie nirgendwo hängen bliebt.

✧ Kennst Du die «Verloren auf der Rückspur-Suche»? Hier lässt Du während eures Spaziergangs unbemerkt ein Spielzeug auf dem Weg fallen und schickst Deinen Hund dann mit einem Signal das Objekt suchen. Auch hier achte bitte darauf, dass Du Deinem Hund genügend Leinenlänge gibst und er sich nirgendwo verheddert.

✧ Nutze die Leinenpflicht und frische euren Rückruf ein bisschen auf. Feier Deinen Hund jedes Mal, wenn er zu Dir kommt.

✧ Lasse Deinen Hund auf Erhöhungen springen.

✧ Streue ein paar Leckerchen auf die Wiese und lass Deinen Hund diese suchen.

Keine Lust auf Spiele? Achtsamkeitsübungen mit Deinem Hund


Lerne Deinen Hund noch besser kennen: Da du durch die Leine viel stärker mit Deinem Hund verbunden bist entdecke gemeinsam mit ihm seine Welt. Wo schnüffelt er? Was findet er besonders interessant? Was entdeckst Du?

Spiele mit dem Leinenhandling: Halte nur das Leinenende in der Hand und lasse die Leine über den Boden schleifen. Danach wickel die Leine auf, aber halte sie lediglich in einer Hand. Nach einer Weile nimmst Du die zweite Hand und führst damit das Stück, das mit Deinem Hund verbunden ist. Was für Unterschiede nimmst Du wahr? Mit welcher Variante fühlst Du Dich am wohlsten? Wie verändert Dein Hund sein Verhalten? Läuft er schneller, langsamer?

Du siehst also auch mit Leine sind wunderbare Spaziergänge möglich. Und genau das wünsche ich Dir und Deiner Fellnase nun – einen wundervollen Frühlingsspaziergang.



Dr. Ute Blaschke-Berthold

«Die Leine ist ein Sicherheitsgurt – kein Lenkrad.»