Wir sind in den Ferien vom 15.04.24 – 28.04.24

MRZ 20

Achtsamkeit im Alltag mit Deinem Hund


Um diesen Artikel zu lesen, schlage ich vor, dass du dich auf die Couch setzt mit einer Tasse Tee oder Kaffee, das Handy ausschaltest (wenn Du den Artikel nicht auf dem Handy liest) und es dir gemütlich machst.

Aufmerksam auf das Thema Achtsamkeit bin ich geworden, weil ich gestresst war. Und zwar so richtig. Ich hatte das Gefühl, nicht mehr hinter herzukommen. Ich bin von Termin zu Termin gehetzt, hab möglichst viele Dinge gleichzeitig erledigt und bin trotzdem nicht von der Stelle gekommen. Das Schlimmste war allerdings das Gefühl, meiner kleinen Hündin Raya nicht mehr gerecht zu werden. Die Spaziergänge mit ihr waren zwar schön, aber im Grunde genommen auch nur ein weiterer Punkt auf meiner langen To-Do-Liste, der abgehakt werden musste. Und so fing ich an, meinen Tagesablauf komplett neu zu strukturieren. Ich legte mir eine Morgenroutine zu, setzte Termine für wiederkehrende Aufgaben, nahm mir Zeit für mich und natürlich für Raya. Zeit, die wirklich nur ihr gehörte. All das hat uns enorm weiter gebracht. Eine der wichtigsten Erkenntnisse, die ich aus all dem mitgenommen habe, ist allerdings die Achtsamkeit.

Achtsamkeit

Achtsamkeit bedeutet eigentlich nichts anderes, als sich dem Moment, in dem Du Dich gerade befindest, bewusst zu werden. Das klingt zwar einfach, ist es aber ganz und gar nicht. Überlege doch einmal, wann Du das letzte Mal auf Deinem Sofa gesessen hast und wirklich einfach nur da sasst. Ohne, dass Deine Gedanken in die Vergangenheit oder Zukunft geschweift sind. Wenn Du magst, probiere es doch jetzt einmal aus. Nimm Dir 30 Sekunden Zeit (am besten stellst Du Dir eine Stoppuhr - damit Du nicht mit den Gedanken bei der verbleibenden Zeit bist) und versuche den Moment wahrzunehmen. Was hörst Du? Was riechst Du? Wie fühlst Du Dich gerade? Wie fühlt es sich an, auf der Couch zu sitzen? Bist Du vielleicht verspannt? Ist es bequem?

Und - hast Du es geschafft? Hast Du die 30 Sekunden durchgehalten? Oder sind Deine Gedanken zwischen durch doch abgeschweift? Das ist nicht schlimm, zeigt es doch nur wie schwierig wir uns damit tun, uns auf den Moment zu konzentrieren.

Doch was bringt Dir Achtsamkeit? Nun – jeder Tag, jede Minute besteht aus vielen kleinen Augenblicken. Wenn wir nicht achtsam sind, verstreichen diese Momente. Ungesehen. Ungehört. Und so passiert es schnell, dass Tage oder sogar Wochen vergehen und uns das Gefühl überkommt, nur die Hälfte mitbekommen zu haben. Die Zeit rast an uns vorbei.

Gerade in Bezug zu unserem Hund finde ich das extrem schade. Denn wie wir alle wissen, ist die Zeit mit unserem vierbeinigen Freund sehr begrenzt. Um so wichtiger scheint es mir, die wenige gemeinsame Zeit zu geniessen.

Achtsamkeit auf deinem Hundespaziergang

Eine einfache Möglichkeit das Thema Achtsamkeit in Deinen Hundealltag zu integrieren bietet Dein täglicher Spaziergang. Nimm Dir dabei Deinen Hund als Vorbild. Ein Beispiel: Dein Hund bleibt stehen und schnuppert. Bleib Du nun auch stehen und rieche. Was riechst Du? Wonach riecht die Luft? Riechst Du frisch gemähtes Gras? Riechst Du den Wald? Wenn Du magst, suche Dir die nächste Woche für jeden Spaziergang eine neue kleine Aufgabe. Du wirst sehen, dass Du auf bekannten Strecken plötzlich ganz neue Dinge entdeckst.

Lernde Deinen Hund durch Achtsamkeit noch besser kennen

Wenn Du achtsam bist und Dir Zeit nimmst, Deinen Hund regelmäßig zu beobachten, wirst Du ihn auch besser einschätzen können. Eine schöne Übung hierfür ist die «Landkarte der Gefühle» von Eva Zaugg. Male eine Skizze von Deinem Hund (übrigens – malen entspannt – tut also auch Dir gut), und lege sie neben Dich, wenn Du mit ihm kuschelst. Nun brauchst Du noch zwei unterschiedliche Farbstifte. Fasse Deinen Hund langsam am ganzen Körper an. Wo kann er Deine Streicheleinheiten genießen? Male diese Stellen Grün an. Welche Berührungen mag Dein Hund nicht? Diese markierst Du Rot. Nun hast Du eine Körper-Landkarte, die Dir zeigt, was Dein Hund mag oder auch nicht. Um dies herauszufinden, braucht es Achtsamkeit und Aufmerksamkeit. Nur so erkennst Du seine Körpersprache und kannst diese auch richtig interpretieren.

Achtsamkeit im Hundetraining

Auch im Hundetraining spielt Achtsamkeit eine wichtige Rolle. Nehmen wir das Beispiel der Leinenführigkeit. Kann Dein Hund normalerweise schon locker an der Leine laufen, zieht aber diesen Spaziergang extrem viel, hat das ganz sicherlich nichts mit Ungehorsam, Dickköpfigkeit oder Sturheit zu tun. Vielmehr solltest Du Dich fragen, was der Grund dafür sein könnte. Seid ihr schon lange unterwegs? Vielleicht ist die Impulskontrolle aufgebraucht. Lauft ihr in einem wildreichen Gebiet? Dann kann es sein, dass die Erregung Deines Hundes ist so hoch, dass er sich nicht mehr auf Dich konzentrieren kann. All das sind Aspekte, die man nur durch viel Einfühlungsvermögen und Achtsamkeit mitbekommt. Übrigens: Gerade die Leinenführigkeit ist eine extrem schwere Übung für Deinen Hund und verlangt auch von ihm viel Achtsamkeit und Konzentration. Versetze Dich einmal in seine Lage. Stell Dir vor Du läufst mit Deinem Partner durch einen Baumarkt. Er hat Dich angebunden und läuft ohne Vorwarnung von links nach rechts zu seinen Lieblingsregalen. Es ist Deine Aufgabe, die ganze Zeit darauf achten, dass die Leine zwischen Euch nicht gespannt wird. Das verlangt unheimlich viel Aufmerksamkeit von Dir und ist anstrengend. Nicht anders geht es Deinem Hund. Also sei achtsam und schenke ihm ruhig auch mal einen grösseren Leinenradius. Das macht es Deinem Hund um einiges einfacher.

Und auch hier habe ich noch eine kleine Übung für Dich. Und zwar: Leinenführigkeit, die Deine Achtsamkeit fordert. Ersetze Eure Leine durch einen Faden. Wenn Dein Hund zu sehr an dem dünnen Faden zieht, wird diese reißen (bitte achten darauf, dass Du wirklich einen Faden nimmst, der schnell reisst. Nicht, dass sich Dein Hund noch verletzt). Damit dies nicht passiert, musst Du achtsam sein und ganz bei Deinem Hund. Wie bekommst Du seine Aufmerksamkeit, wenn er zu sehr abgelenkt ist? Bekommst Du es früh genug mit, wenn er die Richtung ändert? Es liegt also nun an Dir Deinen Hund zu beobachten.

Grundsätzlich gilt – je achtsamer Du bist, desto mehr hast Du von der Zeit mit Deinem Hund. Und wenn man so will, ist es eigentlich doch ganz einfach: Nimm Dir Deinen Hund als Vorbild. Denn Der Hund ist ein Begleiter, der uns daran erinnert, jeden Augenblick zu genießen. (Marla Lennard)

Dieser Artikel ist auch erschienen auf: das-lieblingsrudel.de